So fing alles an - 1969

Easyrider - der Film der Filme damals, der absolute Kultfilm. Wer diese Zeit nicht miterlebt hat, kann sich das kaum vorstellen! Freiheit, Ausbrechen, Abhauen - das war der Traum von uns allen. Tausendmal gedacht, und diese beiden Jungs, Peter Fonda und Dennis Hopper, die machen´s einfach! Im Film natürlich nur, aber das war ja egal! Jeder von uns wollte so sein, einfach über alle Konventionen und Zwänge hinwegsetzen. Wie die Studentenbewegung, die Kommune 1 in Berlin und der beginnende Hippie-Kult. Protest, Provokation und Auflehnung - wer träumte nicht davon. Wir waren mit 16 oder 17 noch zu jung - und vielleicht zu angepasst - zum "richtigen" Mitmachen.

Das Motorrad, der Chopper, die Harley - das war die Verkörperung des Traums. Captain America war unser Held, und alle wollten ihm nacheifern. Eine Harley war damals natürlich unvorstellbar für uns mit den 50ccm-Maschinchen und kein Geld.

 

 

Da musste auf der Kreidler wenigstens der Helm wie der von Captain America sein.

 

In dieser Zeit bildeten sich in Berlin verstärkt (durch den Easyrider-"Zeitgeist") Rocker- bzw. MC-Gruppen. Dabei war auch die (meines Wissens) erste "Born-to-be-wild" -Gruppe mit Colour und als MC gekennzeichnet im Sommer/Herbst 1969. Eine Zeit lang fuhr ich mit dieser Gruppe (schon damals allerdings ohne colour) und kannte die Leute alle. An einige Namen kann ich mich noch erinnern: Teufel, Harald, Sieke, Kralle, Fritzchen, Noppe, Henne, Lopo. Mich nannten sie damals "Santana", weil das hinten auf meiner grünen "Ami-Kutte" stand. Teufel ist leider Ende der 70er Jahre auf tragische Weise ums Leben gekommen. Von den anderen weiß ich gar nichts mehr. Vielleicht liest das hier ja einer, der mehr weiß!?

 

Dann kam bei mir ein Unfall (Herbst 1970) - die Kreidler Schrott. Dann die erste (feste) Freundin, der Autoführerschein, Abitur, Studium, Job - da waren andere Dinge irgendwie wichtiger und Harley und Easyrider waren im Hintertreffen.

Dann noch einmal - 1975 - ein Motorrad, eine BMW R 90-6.

 

Aber das war auch nichts "Richtiges", keine Harley eben.

 

Dann vergingen die Jahre, aber der Harley-"Virus" war immer noch da. Doch tausend Ausreden und Gründe waren dagegen, erst dies und das, keine Zeit, kein Geld und so weiter. Aber immer das Hingucken oder -hören, wenn irgendwo eine Harley auftauchte. Die unerfüllten Träume der Jugend - irgendwann brechen sie durch, auch wenn man schon (fast) ein alter Mann ist!

Im Juli 1999 war es dann endlich so weit!

Durch ein gutes Geschäft hatte ich plötzlich das Geld, und nun gab´s kein Halten mehr. Es musste natürlich sofort sein, und es gab nur noch die Softail Springer, die mir gefallen hat (eigentlich wollte ich eine Dyna Wideglide). Ich war happy! Zuerst.

Einige meiner Freunde haben mich für verrückt erklärt, doch das war mir völlig egal. Andere Männer sammeln Briefmarken oder spielen mit der elektrischen Eisenbahn. Ich fahre eben Harley. Sollen doch alle denken, was sie wollen, das geht mir am Ar...m vorbei!

 

Doch bald beschäftigte ich mich mit der Biker-Szene, las die einschlägigen Zeitschriften und sah die Custom-Bikes, die Auf- und Umbauten.

Da erschien mir dann meine Softail Springer wie das hässliche Entlein. Und mit dem Easyrider-Flair, das immer noch in meinem Kopf war, hatte sie ja auch nicht viel Ähnlichkeit.

Also mußte umgebaut werden, logo!

Im Winter 1999-2000 ging´s los, dann nochmal 2000-2001,

und wieder 2001 - 2002, und nochmal 2002 - 2003,

und wieder 2004, und 2005, und jetzt auch wieder -

immer etwas verändern, was an- und ab- und umbauen,

und - so wird's wohl weitergehen...

A bikers work is never done!!